Malaiisches Pantun

 

Annie Spratt auf Unsplash

Ein Regelgedicht - das Malaiische Pantun

  • Ein Pantun kann aus beliebig vielen Strophen bestehen. Die Strophen bestehen aus vier Zeilen mit je acht bis zwölf Silben. Gereimt werden diese Quartette im Kreuzreim, also a-b-a-b
  • Jeweils die zweite und vierte Zeile einer Strophe werden als erste und dritte Zeile der nächsten Strophe wiederholt.  
  • Zusätzlich wird die dritte Zeile der ersten zur zweiten Zeile der letzten Strophe und der erste Vers des Gedichtes zum letzten (Ringschluss), teilweise bleiben aber erste und dritte Zeile der ersten Strophe auch unvertauscht

Was macht dieses Regelmäßige mit dem Gedicht, mit dem Lesefluss, mit dem Inhalt des Gedichts?

Man könnte sagen, das Gedicht bekommt eine besondere Architektur, die festgesetzten Regeln folgt. 


 

Wenn man das Schema mal betrachtet, sieht man bereits auf den ersten Blick, was passiert:

Zeile 1

Zeile 2

Zeile 3

Zeile 4

 -------

Zeile 2

Zeile 5

Zeile 4

Zeile 6 


In der ersten Strophe aus vier Zeilen wird in jeder Zeile etwas Neues ausgesagt. In der zweiten Strophe nur in der zweiten und vierten Zeile, die erste und dritte Zeile wiederholen zwei Zeilen aus der Vorstrophe.

So entsteht ein Vor- und Zurückweichen wie beim Wellenspiel am Strand. Der Rhythmus bekommt etwas Tänzelndes

Das Pantun ist für alle Inhalte geeignet, ganz besonders natürlich für Vorgänge, die wir in der Natur beobachten können, darin wiederum für solche, die selbst einen Rhythmus beinhalten wie etwa das Wellenspiel oder das polare Licht am Himmel. 

Die Anzahl der Strophen ist beliebig. Festgelegt ist nur die Anzahl von vier Versen in jeder Strophe.

Das Besondere in der letzten Strophe ist der Kreisschluss durch das Zurückkehren zum Anfang.

 

Sah die erste Strophe so aus

Zeile 1

Zeile 2

Zeile 3

Zeile 4

 

finden wir in der letzten Strophe folgende Zeilenfolge:

Zeile x

Zeile 3

Zeile y

Zeile 1

 

wobei die Zeilen x und y jeweils neuen Inhalts sind. 

In der Architektur und auch in der Komposition von Musik finden wir dieses Phänomen ja auch.

 

Dichter sind Künstler und dürfen sich natürlich Abweichungen von strengen Regeln erlauben.

Eine besondere Kunst beim malaiischen Pantun ist das Erzeugen eines inhaltlichen Flusses. Dabei kann es schon mal notwendig sein, dass man eine wiederholte Zeile etwas abändern muss, um sie in neue Perspektiven einzubinden. 

Betrachten wir die Architektur: Die Gestaltungselemente mögen in der Wiederholung zwar grundsätzlich gleich sein oder sich ähneln. Sie können sich in Form, Farbe, Größe aber auch ändern, um zu etwas Neuem überzuleiten.

So ist auch beim Kreieren eines Pantuns.

 

Beispiel:

Heißt eine Zeile in einer Strophe 

kann lindern helfen, was noch nicht verheilt.

so kann man sich die Freiheit nehmen, sie in der nächsten Strophe abzuwandeln zu:

Sie lindern geduldig, was noch nicht verheilt

um sie dem inhaltlichen Fluss anzupassen.

 

Das Gedicht ist als Ganzes hier zu finden - dann wird verständlich, was gemeint ist::

--> MITGEFÜHL

 

Zum Aufbau des Inhalts gibt das klassische Pantun folgende Regel vor:

Die ersten zwei Zeilen sollten ein Naturphänomen beschreiben, die dritte und vierte Gefühle des Dichters zu dem beschriebenen Phänomen. 

Aber es genügt natürlich auch, sich grob an die Regeln zu halten und mit allen Vorschriften zu spielen. 

Hier biete ich (demnächst) ein Formular zum Ausdrucken an, das das Dichten eines Pantuns vereinfacht.

 

Auf dieser Seite findet man Beispiele für meine Pantuns (wird laufend erweitert):

 

--> Malaiische Pantuns - Sammlung 

 --> Dicht-KUNST

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