Manchmal scheint es zwischen „Hübig und Drübig“, wie es meine Freundin nennt, plötzlich große Löcher zu geben, die das Eine mit dem Anderen verbinden. Es mutet an, als ob diese „undichten Stellen“ das Universum durchlässig machen für merkwürdige Koinzidenzen. Wir nennen solche Phänomene oft Zufall und der Name sagt es schon: Es FÄLLT uns einfach ZU, ohne unser Zutun.
Wir schreiben den 23.11.23. Und es ist etwas Verrücktes passiert!
Mein Mann rief aus der Diele nach oben in mein Büro, wo ich am PC arbeitete: „Da ist ein Dokumentarfilm über Kennedy, dieses Jahr jährt sich das Attentat zum 60. Mal. Willst Du den Film auch sehen?“
Die Wahrheit über JFK (Link zum Film)
Ich dachte an damals, an diesen dunklen Morgen im Kinderzimmer, den ich als extrem emotional erlebt habe. Ich war neun Jahre alt. Unser Vater kam morgens ans Bett, um uns Kinder zu wecken. Er weinte und weinte. Er hörte überhaupt nicht auf, was mich total verwirrte.
Dann sagte er: „Der amerikanische Präsident ist ermordet worden.“
Seine Emotion hat mich so sehr mitgerissen, dass ich auch weinte. Es war so schrecklich! Hatten wir doch noch die Bilder von Kennedys Besuch im Juni 1963 in Berlin vor Augen. Damals alles noch vom SW-Fernseher. „Ik bin ein Bilina …“ *
Am Tag des Attentats wurde der Fernseher erst ausgeschaltet, als Programmschluss war. Den gab es damals ja noch. Die Bilder hinterließen tiefe Eindrücke, obwohl ich als Grundschulkind von Politik noch nichts verstand.
22 Jahre später - 1985 waren wir in Washington und ich stand als 31-Jährige an Kennedys Grab auf dem Arlington Cemetery. Wieder ein unvergessliches Erlebnis! Ich hatte die Bilder von damals, auch die Emotionalität meines Vaters erneut vor Augen. Nun an diesem Platz zu stehen, berührte mich sehr.
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3. Juli 1985 |
Und jetzt kommt das Verrückte!!! Am 22.11.23 war mein Mann draußen, Laub vom Rasen entfernen. Ich ging in den Keller, überlegte, ob ich eine Waschmaschine füllen sollte. Nein, es lohnte sich noch nicht.
Dann fiel mein Blick auf einen Karton, in dem ich noch Briefe aus dem Nachlass meiner Eltern habe. Noch nie gelesene Briefe. Ganz oben lag eine Schachtel mit den letzten Briefen meiner Oma vor ihrem Tod. Ich nahm den Stapel heraus, griff den ersten Brief und las ...
Bevor der Brief mit dem üblichen Mutter-und-Oma-Gruß endete, blieb ich an diesem Satz hängen:
Schrecklich, das in America.
Der Brief war von 1963. Mehr stand dort nicht. Nur dieser eine Satz, keine weiteren Erläuterungen dazu. Also dachte ich: Ach, was meinte sie wohl? Vermutlich das Attentat an John F. Kennedy damals - und ich steckte den Brief in den Schredder. So, wie ich es mit fast allen Briefen nach dem Lesen und kurzen Erinnern mache. Hätte ich das nicht getan, könnte ich diese Koinzidenz heute sogar mit einem Foto dokumentieren.
Dass ich nach dem Brief griff, geschah gestern. Am 22.11.2023. GENAU AN KENNEDYS 60. TODESTAG ... Oma im Himmel war gestern bei mir!
Und noch etwas Verrücktes: Ich stelle mir immer vor, dass ich den Verstorbenen bei jedem Dokument, Foto etc., das ich vernichte, ein Stück mehr von ihrem Weg ins Licht freigebe. Das habe ich jedenfalls beim Schreddern leise vor mich hingesagt:
Oma, nun kannst du wieder ein Stückchen weitergehen.
Und jetzt habe ich eine Gänsehaut …
* Aus besonderem Anlass die berühmte Rede vom 26.06.1963 im Wortlaut
(übersetzt ins Deutsche)
"Meine Berliner und Berlinerinnen!
Sie leben auf einer verteidigten Insel der Freiheit. Aber Ihr Leben ist mit dem des Festlandes verbunden, und deswegen fordere ich Sie zum Schluss auf, den Blick über die Gefahren des Heute hinweg auf die Hoffnung des Morgen zu richten, über die Freiheit dieser Stadt Berlin, über die Freiheit Ihres Landes hinweg auf den Vormarsch der Freiheit überall in der Welt, über die Mauer hinweg, auf den Tag des Friedens in Gerechtigkeit. Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind alle nicht frei.
Aber wenn der Tag gekommen sein wird, an dem alle die Freiheit haben und Ihre Stadt und Ihr Land wieder vereint sind, wenn Europa geeint ist und Bestandteil eines friedvollen und zu höchsten Hoffnungen berechtigten Erdteils, dann können Sie mit Befriedigung von sich sagen, dass die Berliner und diese Stadt Berlin 20 Jahre lang die Front gehalten haben. Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt Westberlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf sagen zu können: Ich bin ein Berliner!
Ich bin stolz, heute in Ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Regierenden Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf und den Widerstandsgeist gilt. Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit ihrem hervorragenden Herrn Bundeskanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts. Ich bin stolz darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu sein, General Clay, der hier tätig war in der Zeit der schwersten Krise, durch die diese Stadt gegangen ist, und der wieder nach Berlin kommen wird, wenn es notwendig werden sollte.
Vor 2000 Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: "Ich bin ein Bürger Roms!" Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: "Ich bin ein Berliner!" Wenn es in der Welt Menschen geben sollte, die nicht wissen, worum es heute in der Auseinandersetzung zwischen der freien Welt und dem Kommunismus geht, dann können wir ihnen nur sagen, sie sollen nach Berlin kommen.
Es gibt Leute, die sagen, dem Kommunismus gehöre die Zukunft. Sie sollen nach Berlin kommen! Und es gibt wieder andere in Europa und in anderen Teilen der Welt, die behaupten, man könne mit den Kommunisten zusammenarbeiten. Auch sie sollen nach Berlin kommen! Und es gibt auch einige wenige, die sagen, es treffe zwar zu, dass der Kommunismus ein böses und ein schlechtes System sei; aber er gestatte es ihnen, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Aber lasst auch sie nach Berlin kommen!
Ein Leben in der Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten es nie nötig, eine Mauer aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu hindern, woanders hinzugehen.
Ich möchte Ihnen im Namen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die viele Tausende Kilometer von Ihnen entfernt auf der anderen Seite des Atlantik lebt, sagen, dass meine amerikanischen Mitbürger sehr stolz darauf sind, mit Ihnen zusammen selbst aus der Entfernung die Geschichte der letzten 18 Jahre teilen zu können. Denn ich weiß nicht, dass jemals eine Stadt 18 Jahre lang belagert wurde und dennoch lebt mit ungebrochener Vitalität, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und mit der gleichen Entschlossenheit wie heute Westberlin.
Die Mauer ist die abscheulichste und die stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Systems. Die ganze Welt sieht dieses Eingeständnis des Versagens. Wir sind darüber keineswegs glücklich, denn, wie Ihr Regierender Bürgermeister gesagt hat, die Mauer schlägt nicht nur der Geschichte ins Gesicht, sie schlägt der Menschlichkeit ins Gesicht. Durch die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester, Menschen werden mit Gewalt auseinander gehalten, die zusammenleben wollen.
Was für Berlin gilt, gilt für Deutschland: Ein echter Friede in Europa kann nicht gewährleistet werden, solange jedem vierten Deutschen das Grundrecht einer freien Wahl vorenthalten wird. In 18 Jahren des Friedens und der erprobten Verlässlichkeit hat diese Generation der Deutschen sich das Recht verdient, frei zu sein, einschließlich des Rechtes, die Familien und die Nationen in dauerhaftem Frieden wieder vereint zu sehen im guten Willen gegen jedermann."
(Quelle: Bulletin der Bundesregierung 1963, Nr. 110)
Auf einem Notizzettel hatte Kennedy sich den berühmten Satz so aufgeschrieben, um ihn richtig auszusprechen:
Ish bin ein Bearleener.
- Die Nachnamen beider Präsidenten, Lincoln und Kennedy, enthalten je sieben Buchstaben, davon dieselbe Anzahl an „n“.
- Sowohl Lincoln als auch Kennedy waren die zweitgeborenen Kinder ihrer Eltern
- Lincoln wurde 1846 erstmals in den Kongress gewählt, Kennedy 1946. Abraham Lincoln wurde 1860 zum Präsidenten gewählt, Kennedy 1960.
- Lincoln wurde im Ford-Theater angeschossen. Kennedy saß während des Attentats in einem offenen Wagen der zum Ford-Konzern gehörenden, nach dem Präsidenten benannten Marke Lincoln.
- Beide wurden bei ihrer Ermordung von einem anderen Paar begleitet, wovon wiederum jeweils der Mann verletzt wurde.
- Beide Attentate fanden an einem Freitag statt (wenngleich Lincoln erst am darauf folgenden Samstag verstarb).
- Beide wurden von Südstaatlern erschossen.
- In beiden Fällen wurden die mutmaßlichen Mörder, noch vor ihren Prozessen, bald darauf selbst getötet.
- Die Nachfolger von beiden Präsidenten waren ihre Vizepräsidenten, jeweils älter, Südstaatler, mit Namen Johnson.
- Andrew Johnson, Lincolns Nachfolger, wurde 1808 geboren. Lyndon B. Johnson, Kennedys Nachfolger, wurde 1908 geboren.
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