MAXE, mein Feuerengel - was ein Laptop bewirken kann
Es passierte an einem ganz normalen Werktag in den Osterferien 2003. Die Sonne schien, das Wetter war schön, es war hell beim Frühstück im Wohnzimmer. In der Ecke neben unserem großen Schrank hatten wir eine Kerze angezündet, denn kurz vor Weihnachten im Jahr 2002 waren zwei Jugendliche in einem Auto auf der Heimfahrt nach einem Discobesuch tödlich verunglückt. Da wir zu ihren Eltern eine besondere Beziehung hatten, zündeten wir für die beiden Verunglückten oft eine Kerze an und waren mit ihnen dann durch das Licht verbunden. So war es auch an diesem Tag in den Osterferien.
Nach dem Frühstück beschlossen wir, in die nahe gelegene Stadt zu fahren und ein paar Einkäufe zu machen. Als wir alles besorgt hatten, was wir brauchten, trafen wir ein befreundetes Ehepaar, mit dem wir ins Café gingen, um ein Eis zu essen und zu plaudern. Anschließend entdeckte ich noch auf dem Ständer vor einer Boutique eine hübsche Strickjacke, ging mit ihr in den Laden hinein, probierte sie an, dazu noch ein paar andere Kleidungsstücke, um dann ENDLICH(!) mit meinem Mann wieder nach Hause zu fahren.
„Gehen wir gleich in den Garten?“, fragte ich ihn zuhause.
„Nee du, ich will heute mal wieder das Auto waschen“, bekam ich zur Antwort.
„Gut, aber ich hole erst mal meine Mails ab“, sagte ich und setzte mich an mein Notebook, meinen MAXE (MAXDATA). Doch das Mailprogramm versagte. MAXE spielte einfach nicht mit. Ich probierte alles Mögliche. Ich fuhr den PC herunter und wieder hoch, ich suchte einen Wiederherstellungspunkt, ich aktivierte ihn … nichts. Es funktionierte einfach nicht.
„Verflixt mit X, was soll denn das?“, fluchte ich vor mich hin. „MAXE, nun mach schon, ich will doch in den Garten.“ Aber MAXE wollte nicht. Er schien anderes zu beabsichtigen, wie ich erst später begriff. So verbrachte ich eine ganze Weile mit ihm, probierte und probierte. Die Wiederherstellung brachte nichts. Rückgängigmachen der Wiederherstellung brachte auch nichts. Und in meinen Füßen zog schon der Wille Richtung Garten. Mein Mann hatte auch so allerhand Ratschläge, doch auch sie halfen nicht weiter.
Nach mindestens einer halben Stunde des Herumtüftelns bemerkte ich einen eigenartigen Geruch. Oje, nun hatte ich mit MAXE so viel angestellt, dass er offensichtlich anzeigen wollte, dass er nun vollends überfordert war. Ich schnüffelte an seinen beiden Seiten. Schmorte er nun durch? Merkwürdig. Ich schnüffelte hinter ihm, vor ihm – der Geruch wurde immer stärker. Mir lief es schon heiß und kalt den Rücken herunter. Woher kam nur dieser brenzlige Gestank? Ich schnupperte unter dem Schreibtisch. So ein Unfug! Was sollte denn da schmoren? Der Internetanschluss?
Meine Nase sog weiter ein, was sich in ihre Richtung bewegte. Ich folgte dem Geruch mit dem Kopf und dann mit dem ganzen Körper. Wir beide, mein Mann und ich, hatten den Kopf Richtung Boden gesenkt und bewegten uns kriechend hinter der molekularen Spur her, direkt auf die Zimmertür zu.
Auf einmal sprang mein Mann auf, rannte ins Wohnzimmer: „Hast du da eine Kerze brennen lassen? Das darf doch wohl nicht wahr sein … jaaaaa! Los, schnell!“
Ich rannte sofort hinter ihm her, sah, wie er in die Ecke neben dem Schrank stürzte, wo die Kerze in den vielen Stunden seit dem Frühstück fast völlig abgebrannt war. Ihr Licht war dabei an dem Strohkränzchen angekommen, das ich zur Dekoration auf die Ständeroberfläche um die Kerze herum gelegt hatte. Das Feuer flackerte hoch auf, erste Bestandteile des Strohkränzchens bogen sich in der Hitze wie kleine lebendige Würmchen Richtung Zimmerdecke, orangefarben aufglühend und dann schwarz verkohlend. Ein richtiges Feuerwerk hatte sich da gerade entwickelt!
Ich war wie gelähmt … Wasser!!! Eine Decke? Aber woher so schnell? Ich rannte in den Flur … eine Jacke aus der Garderobe?
„Terrassentür auf! Loooos, mach die Tür auf!“, schrie mein Mann in Panik. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, lief wie in Trance zur Terrassentür.
Endlich! Die Tür war offen! Im selben Moment raste mein Mann schon mit dem brennenden Kerzenständer in Vorhalte durch die Tür, warf das brennende Objekt einfach auf den Terrassenboden aus Waschbetonplatten und ließ den ganzen Kladderadatsch einfach ausbrennen. Gerettet!
Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Als Erstes inspizierte ich den Holz-CD-Ständer in der Ecke, auf dem das brennende Objekt gestanden hatte. Nichts. Keine Spur von Brand oder rußiger Asche!
„Au weia, Glück gehabt“, sagte ich erleichtert, obwohl mir noch die Knie zitterten.
„Du immer mit deinen Kerzen! Stell sie doch wenigstens dorthin, wo man sie auch sieht, wenn man den Raum verlässt“, musste ich mir noch anhören – zu Recht!
Als sich die Wogen meines Erschreckens wieder geglättet hatten, ging ich zurück zu MAXE … weitertüfteln …
Ich öffnete das Mailprogramm, klickte auf Empfangen, gab mein Kennwort ein … schwupps! Meine Mails rauschten in den PC, als ob nichts gewesen wäre.
Nanu? Was hatte MAXE denn nun eigentlich getan?
Stelle dir einfach vor: Was wäre gewesen, wenn …
Es gibt keinen MAXE. Wir kommen nach Hause, ziehen unsere Gartenklamotten an, gehen nach draußen. Mein Mann fängt an, den Wagen zu waschen, vor der Haustür, wo es in der Wand nur ein Fenster zur Küche gibt. Ich gehe hinters Haus in den Garten. Auch dort gibt es kein Fenster zum Wohnzimmer. Irgendwann gibt es einen lauten Knall. Die erste Fensterscheibe im Wohnzimmer zerbirst, hohe Flammen schlagen aus dem Fenster, das Feuer greift rasend um sich, denn es wird wunderbar genährt durch die nachziehende Luft von draußen, drinnen hat es gutes Futter … Holz, Textilien, viel Naturmaterial.
Mein Mann bemerkt es zuerst, betritt das Haus schnellstens durch die Haustür, lässt sie in der Eile offen, stürzt in den Keller, um den Feuerlöscher zu holen, rast wieder nach oben, öffnet die Wohnungstür, die Wohnzimmertür … Durchzug … der Feuerlöscher kann den inzwischen zu groß gewordenen Brand nicht mehr löschen. Raus aus dem Haus … schnell zum Nachbarn … zu welchem??? Rechts – links – nein, gegenüber …
Die Feuerwehr kommt, löscht, was noch zu löschen ist …
Und kein MAXE im Haus … ihn gibt es nicht in dieser zweiten Geschichte.
Warum hat MAXE das getan? Reiner Eigennutz, purer Egoismus?? Nein, hoch entwickelte Wesen handeln im Dienst der Gemeinschaft. Guter Komm-Puter!!! Mein MAXE-Engel!!! Lach drüber – wer heilt und wer rettet, hat Recht!
Aber auch:
Ohne MAXE hätte ich an diesem Morgen keine Kerze neben dem Schrank angemacht, denn die Geschichte von dem Unfall der beiden Kinder habe ich nur erfahren können, weil ich eine Homepage mit einem Gästebuch hatte, in das die beiden Mütter der verunfallten Kinder geschrieben hatten. Ohne MAXE hätte ich sie also niemals kennen gelernt.
Alles sehr verfraktelt, nicht wahr?
Solcherlei Feuerwerke allerdings zeigen uns auch, dass hintergründig mehr Kräfte wirken, als wir menschlichen Wesen mit unserer begrenzten Vorstellungskraft je fassen können.
An diesem Tag war mir jedoch ein großes Licht aufgegangen:
Vertraue und du wirst immer einen Schutzengel haben! Verbinde dich mit ihm und feiere eure Verbindung mit einem himmlischen Feuerwerk!
DU BIST NIEMALS ALLEIN!
© Ulrike Nikolai
Foto von Guido Jansen auf Unsplash
Wow, was für ein Ereignis <3 Habe richtig mitgefiebert, DANKE fürs Teilen
AntwortenLöschen🙏 Dir fürs Lesen! 😉
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